Click here for english version KOMMUNIKATION
Alle die mich näher kennen wissen, dass ich Kommunikation als sehr wichtig empfinde. Gerade in Beziehungsdingen. Was aber nur die wenigsten wissen ist, dass verbale Kommunikation so gar nicht meins ist. Im Gegenteil. Ich bevorzuge prinzipiell die schriftliche Kommunikation mehr, als die sprachliche.
Auch mein Mann hat sich damit arrangiert, dass wir wirklich wichtige Dinge, die uns betreffen, bzw. unsere Beziehung, schriftlich darlegen und ausdiskutieren. Das mag einigen jetzt komisch vorkommen, aber tatsächlich funktioniert das für uns sehr gut.
Der Grund, warum ich ungern rede, ist sehr umfangreich und doch banal. Als Kind, wenn irgendetwas war, habe ich grundsätzlich versucht mich zu erklären. In der Schule wurde man nicht ernst genommen. Warum sollte ein Kind auch Gründe für Dinge haben. Pah. Wie kann das Kind nur.
Und Zuhause war das was das ältere Kind sagt eh immer gelogen. Oder nicht berechtigt. Oder wurde mit anbrüllen dementiert. Wie war das mit ‚Nur getroffene Hunde bellen‘? Dies zog sich durch und durch und durch. Irgendwann sitzt man nur noch vor den Leuten, sagt nix mehr und hört zu. Was natürlich auch wieder nicht richtig war.
Als Jugendlicher hab ich es mir dann auch immer mehr zur Angewohnheit gemacht, dass ich verbal eher nicht vorhanden war, wenn es um wichtige Unterhaltungen ging. Ich saß da. Schweigend. Ich dachte mir meinen Teil einfach. Oft böse oder sehr negative Gedanken.
Das war auch in Beziehungen oft ein riesen Problem. Wenn der Partner diskutieren möchte, und man nicht reagierte, und er nur noch „Sag doch auch mal was!“ Brüllt. Ich hab, obwohl ich es oft wollte, kein Ton rausgebracht. Der Gedanke dahinter war auch recht simpel. „Es hat doch eh keinen Wert, was ich sage“ Oder noch besser „Egal was ich sage, es ist eh falsch und stellt dich eh nicht zufrieden.“
Das sind Sätze, die sich aus Ignoranz anderer entwickelt haben. Und dann kam der Zugang zum Internet. Ich lernte Leute kennen und fand Chats, die mich interessierten. Ich diskutierte unheimlich gerne und viel, solange es sachlich blieb. Und das ist zu einer festen Gewohnheit geworden. Vor allem, wenn es um mich geht.
tatsächlich fühle Ich mich auch besser, wenn man mir nicht in die Augen schaut. Ich kann auch ganz schlecht Augenkontakt halten. Weiche sogar meinem Mann nach einigen Sekunden aus, wenn er beim Reden in meine Augen schaut. Ich ertrage das nicht.
Sobald jemand kommt „Wir müssen reden.“ bricht bei mir der Angstschweiß aus. Der Rücken wird nass und ich nervös. Egal ob privat oder im Beruf. Es ist mir unheimlich unangenehm, mit Leuten über Dinge zu reden.
Aber ich kann reden. Meine besten Freunde wissen das. Solange es nicht um mich geht. Geht es um andere, bin ich wie ein Wasserfall. Ich höre nicht mehr auf. Und zugegeben, wenn ich anderen helfen möchte, kann ich ziemlich aufdringlich und harsch werden. Da hab ich wieder das Problem, dass mir das Feingefühl fehlt, obwohl ich eigentlich merke, wenn jemanden etwas unangenehm ist.
Ich weiß auch nicht mehr, was ich jetzt noch groß sagen soll. Ich denke, dass dieser Beitrag gut erklärt, warum ich nicht gerne rede, weil einige mich dafür auch schon verurteilt haben.
Ende – ANGST #12 : Kommunikation
Anm.: Denkt bitte daran, dass der morgige Beitrag nicht beworben wird. Da müsst ihr diesmal selbst euren Weg hierher finden. Der Beitrag erscheint um 10 Uhr.
Anmerkung: Dies ist/wird kein Selbsthilfeblog. Bei wirklich starken Problemen, sucht bitte professionelle Hilfe auf.
2 Kommentare zu „ANGST #12 – SPEZIAL : Kommunikation – Reden, reden, schweigen“
Hey Gerry,
Mein Mann und ich haben die selbe Vorgehensweise beim diskutieren, was ebenfalls darsn liegt, dass ich nicht reden kann und es nicht mag. Auch bei generellen Unterhaltungen zu sowas, denk ich mir meinen Teil, anstatt was zu sagen. Schriftlich kann ich meine Gefühle ubd Gedanken aucb einfach viel besser dalegen hab ich das Gefühl.
Meine Gedanken dazu sind die gleichen wie deine, ich habe nicht das Gefühl, dass meine Meinung von Wert sei und es jemanden interessiert.
Keine Ahnung, was ich sonst noch dazu sagen soll außer: Wir sind uns so verdammt ähnlich, dass is gruselig o.o
Lg Hati
Ich hab schon seit jeher das Problem, dass ich grundsätzlich meine Gedankenwelt eher für mich behalte. Es gibt Ausnahmen, wie wenn ich feststelle, dass jemand meine Interessen teilt. Allerdings bin ich da sehr speziell. Es können sich ja viele Leute für dasselbe begeistern, aber ich melde mich nur zu Wort, wenn ich das Gefühl hab, dass man es auch aus denselben Gründen mag, warum ICH es mag. Ist ein bisschen weird und schwer zu erklären.
Ist das aber nicht der Fall, halt ich die Klappe. Das liegt aber nicht an Schüchternheit oder dergleichen. Aber wenn man sowieso nicht auf einer Wellenlänge ist, gibt es für mich schlichtweg keinen Grund dazu. Selbst wenn man dann zu mir kommt mit Sachen wie „Ich mag dieses Spiel/diesen Film/diese Serie“, stößt man da meist auf Ablehnung. Am schlimmsten sind solche Fälle wie: „Ich hab dir gesagt, was ich mag, jetzt sag du mir, was du sagst.“ Das sind so Momente, in denen man mich ungefragt mit den Dingen genervt hat und eine Gegenleistung erwartet.
In Beziehungsgeschichten ist das auch so eine Sache. Ich diskutiere nicht gern, ich geh lieber Kompromisse ein, die ich still und heimlich mit mir selbst ausgemacht hab. Größtenteils klappt das eigentlich auch, aber nur, weil man dabei zurück steckt. Und geschieht das zu oft, gibt es Zoff. Weil man es gleichzeitig für selbstverständlich erachtet, dass der Gegenüber es einem gleich tut und zum eigenen Wohl Kompromisse eingeht, nach denen nie gefragt wurde. Da ist schon irgendwie Ironie dabei.