ANGST #8: Selbstaufgabe – Wenn man sich selbst verliert

Click here for english version SELBSTAUFGABE

Habt ihr bei den letzten Tagen harten Stoff erwartet? Ich glaube ich muss euch enttäuschen: Der härteste Stoff ist bereits erledigt. Das meiste wird zwar recht seicht, aber mir ist es dennoch wichtig, die dinge einmal irgendwie zu „Papier“ zu bringen.
Und damit herzlich willkommen zu #8.

Mit #6 haben wir einen Kreislauf begonnen, der sich nun bis zum Ende des Projekts zieht. Denn meines Erachtens ist die Selbstaufgabe, unter anderem, ein Ergebnis des Stillstands und der Versagensangst. Denn was ist, wenn man sogar aufhört an sich selbst und an das was man tut zu glauben?
Man gibt sich selbst auf. Selbst wenn einem Gedanken über neue Möglichkeiten in den Kopf kommen, ist man nicht mehr gewillt, diese Aktiv auszuarbeiten. Sei es eine Änderung im Leben, in den Hobbies oder anderweitig.

Man sitzt im Kopf in einer Ecke, zusammengekauert und brabbelt wirres Zeug vor sich hin und wünscht sich, dass man sich genau so auch im echten Leben verkriechen könnte. Was habt ihr nun für ein Bild im Kopf? Ein kleinen Jungen, der Angst hat ins Leben zu gehen? Oder doch eher einen verrückten in einer Gummizelle der mit den Händen die Knie hält und hin und her wippt?
Wie wäre es mit einer Mischung aus beidem? Das würde auf mich zutreffen. Es gab und gibt auch noch Zeiten, wo sich genau das abspielt. In meinem Kopf. Meinen Gedanken. Ich sitze da und bringe nichts mehr zu Stande außer eines.

Ich denke, dass es Leser gibt die denken, dass dieses gesamte Projekt auch von einem Hochschulabsolventen der Akademimimi sein könnte. Jemand der sich hier selbst in Selbstmitleid ertränkt. Und … Irgendwie ist es gar nicht so falsch. Allerdings bitte ich, darum weiterzulesen. Denn dieses Projekt zeigt so viel mehr. Und am Ende werdet ihr vielleicht auch sehen was. Vielleicht auch nicht. Aber das ist mir dann tatsächlich egal.

Aber ja. Ich bringe nur noch Selbstmitleid zu Stande. Ich mimimi an jeder Stelle, die mir zur Verfügung steht. Einfache bekannte. Freunde. Beste Freunde. Einfach überall. Ich suhle mich in diesem Gefühl und moniere, wie schlecht die Welt doch ist. Und mir ist durchaus bewusst, dass sie es nicht ist. Ich lebe ganz gut. Ich habe einen tollen Mann. Einen wunderschönen und liebevollen Kater. Die besten Freunde die man haben kann.
Aber was ist, wenn das alles trotzdem nicht hilft und man weiter glaubt, man sei nichts wert? Ich habe irgendwann angefangen mir selbst mit Mantren auf die nerven zu gehen.

„Du hast ein gutes Leben!“
„Du wirst den Tag rocken!“
„Alles ist gut. Hab keine Angst.“

Besonders das letzte Mantra hilft mir, morgens aufzustehen. Nicht immer. Aber meistens. Meine innere Kommunikation in dieser Selbstaufgabe ist motivierender, als ihr vielleicht denkt.

Vor einigen Monaten hatte ich eine Woche, da war es echt schlimm. Ich kam nicht hoch. Ich war total schwerfällig und mir fehlte die Kraft. Medizinisch betrachtet droht ein Burnout aufgrund vieler Faktoren im Leben, weshalb ich vieles generell beiseitegelegt habe. Für mich jedoch ist es genau diese Selbstaufgabe.
Ich habe im Laufe dieser einen Woche mit mir selbst gearbeitet. Und ich machte jeden Tag fortschritte. Ich stand schneller auf. Machte Kleinigkeiten, um mich selbst beschäftigt zu haben. Ich redete innerlich mit mir selbst.

„Gerry. Komm steh auf. Du packst den Tag. Ich verspreche dir, dass du dich heute Abend wieder hinlegen darfst.“

Seitdem ist dieser Satz ein Begleiter geworden. Immer noch hab ich diese Momente, dass ich morgens einfach nicht aufstehen will. Es wehrt sich innerlich etwas dagegen. Und dann sage ich ein paar mal diesen Satz und es geht einigermaßen. Ich stehe auf… Um mich im Wohnzimmer für mindestens ne halbe Stunde hinzusetzen und auf mein Handy zu starren.
Ich sehe hier ebenfalls den Stillstand. Und die Selbstaufgabe. Ich brauche diese Zeit. Manchmal ist es ne halbe Stunde. Manchmal eine Stunde. Selten aber auch nur 10 Minuten. Aber all diese Zeitspannen berücksichtige ich in meiner Tagesplanung aktuell. Ich kämpfe, wie dieses Blogprojekt beweist, gegen die Selbstaufgabe so gut ich kann. Und mein Tagesplan sieht das auch klar.

Ich stehe um spätestens 8:15 Uhr auf. Der erste Wecker klingelt 7:55 Uhr. Inzwischen reichen diese zwanzig Minuten inzwischen aus, um mich selbst zum Aufstehen zu motivieren. Vor ein paar Monaten hat das über eine Stunde gedauert. Dann setze ich mich auf die Couch und spiele meine Daylies in meinem Spiel aus. Scrolle durch Facebook und tippe dumm auf meinem Handy rum.
Meist gehe ich dann gegen kurz vor 9 Uhr ins Bad und erledige Dinge. Klo. Zähneputzen. All sowas. Dann setze ich mich noch einmal für ein paar Minuten hin. Meist, bis mein Mann sich an seinem PC setzt, um zu arbeiten. Dann gehe ich ins Schlafzimmer. Oh wie verlockend doch das Bett ist. Aber ich habe euch dieses Projekt versprochen.

Also setze ich mich an den PC. Ich verschaffe mir einen Überblick über das, was ich schon geschrieben habe, erstelle den neuen Blog-Post, damit ich ihn zwischen 11 und 12 Uhr veröffentlichen kann und setze mich an die nächsten Beiträge. Diesen hier hab ich zum Beispiel am Freitag geschrieben.
Zwei Beiträge später, gehe ich in die Küche und hol mir entweder ne Kleinigkeit zum essen oder mache Frühstück. Dann schau ich meinen Youtube Feed bis ca 12:15 Uhr durch. Dann ruft die Arbeit.

Ich denke, dass ich nicht erklären muss, was ich von 12:30 – 21 Uhr mache. Arbeiten natürlich. Aber eine Kleinigkeit ist zu erwähnen. Weil mir vieles schwerfiel, habe ich mir im Homeoffice angewöhnt, mich in der Pause hinzulegen. Einfach Ruhen. Etwas dösen. Zu Sicherheit stelle ich aber auch da ich zwei Wecker, damit ich wieder hochkomme. Und das geht recht schnell. Oft brauche ich den zweiten Wecker gar nicht mehr.


Ich brauch dann zwar ein paar Minuten, um wach zu werden, aber die brauch ich eh um zu schauen, was in der Abendarbeit noch so anliegt. Nach der Arbeit entscheide ich spontan, was ich nun mache. Habe ich meinen Plan am Vormittag schon geschafft, dann spiele ich ein wenig was. Wenn nicht, dann setze ich mich ins Wohnzimmer zu meinem Mann und tippe am Laptop weiter (Hoch lebe unsere eigene Cloud. Ich arbeite am PC und kann am Laptop weiterarbeiten). Um halb 0 Uhr nachts, geht es dann ins Bett.

Ich habe auch festgestellt, dass dieses Projekt ein wenig hilft, gegen diese Selbstaufgabe zu kämpfen. Ich schlief gestern ziemlich schnell ein. Nicht mehr nach einer Stunde, sondern nach einer dreiviertel. Oder so ungefähr. Aber es wurde etwas schneller.
Doch ich weiß, dass dieses selbst aufgeben mich wohl begleiten wird. Denn besonders stark wird es, wenn ich merke, dass nichts so läuft, wie es soll. Dann schmeiße ich mich im Kopf wieder in die Ecke, werde ein Kind und wippe apathisch hin und her.

Ende – ANGST #8 : Selbstaufgabe

Anmerkung: Dies ist/wird kein Selbsthilfeblog. Bei wirklich starken Problemen, sucht bitte professionelle Hilfe auf.

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3 Kommentare zu „ANGST #8: Selbstaufgabe – Wenn man sich selbst verliert“

  1. Wie es bei mir zum Thema Selbstaufgabe aussieht, weißt du ja eigentlich schon. Als wir uns kennen gelernt haben, hatte ich mich selbst schon längst komplett aufgegeben, gut 2 Jahre um genau zu sein. Ewig nur auf Teilzeit gearbeitet ohne Perspektive, keine Motivation daran etwas zu ändern. Und dem Gefühl nach, nicht mehr in der Lage sich auf jemand anderen zu zu bewegen, egal ob man nun eine freundschaftliche Beziehung sucht oder mehr. Und dementsprechend sah auch mein Haushalt aus, was auch ein Problem ist, das mir heute noch ein wenig hinterher hängt.
    Nur ist es schwer da alleine wieder raus zu kommen. In dem Sinne, alle Achtung, dass du das schaffst. Ich brauchte jemand anderen dafür, aber so sehr man sich auch bemüht, den Rest muss man letztendlich doch allein gehen. Wie es in dem einen Alice Film so schön heißt, hatte ich quasi mein „Ich-Sein“ verloren. Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, die einzelnen Puzzleteile zusammen zu tragen und jedes mal, wenn ich eins fand, hatte ich eine Art Epiphanie. „Das ist es jetzt aber!“ Nein, doch nicht. Und ich weiß: Ich bin noch lange nicht fertig damit, aber ich bin guter Dinge.
    Ich glaube, ich bin da ohnehin ein wenig … speziell. Alles, was dafür nötig ist, dass ich ein Problem erkenne. Denn wenn ich es kenne, kann ich es auch lösen. Aktuell ist das Ganze so ziemlich eine Art Selbstläufer. Nur gestaltet sich die Umsetzung momentan bekanntlich etwas schwieriger durch diverse… Umstände. Aber egal, ich schweife ab.
    Fakt ist: Wenn du schon so weit gekommen bist, schaffst auch du das restliche Stück bis zur Zielgeraden. Pass nur auf, dass du mich damit nicht noch überholst. ;)

  2. Das ist tatsächlich der erste von all den Punkten, in denen wir uns ziemlich unterscheiden :o
    Ich war fast noch nie antriebslos außer ich bin wirklich richtig erschöpft nach einem Arbeitstag.
    Ich brauche im Schnitt 2 Minuten bis ich aus dem Bett hoch komme und mich im Bad fertig machen kann.
    Ich habe auch so gut wie nie Situationen in denen ich nichts mache oder langweile habe. Nichts tun nervt mich und stresst mich extrem außer ich bin echt fertig geistig oder körperlich und dann ist Ruhe auch nicht nichts tun sondern einfach ruhen und entspannen, bevor es dann wieder mit ETWAS weiter geht :3
    Aber tatsächlich habe ich viele „Mantren“ die ich mir (früher öfter inzwischen nicht mehr so oft) rezitiere um meine Launen aufzubessern und es hilft tatsächlich in vielen Situationen. Und wenn es mal Tage gibt an denen ich nahe der Verzweiflung steh und absolut nicht weiter weiß, dann Ruhe ich einen Moment und lenke meinen Kopf ab um gestärkt Bei Null bin und wieder anfange zu denken.
    Wenn ich Schlafprobleme habe, zähle ich. X Sekunden einatmen, anhalten, ausatmen und wiederholen, mehrere Male damit mein Kopf aufhört zu denken und nur die Lauten zahlen in meinem Kopf dröhnen und dann werden alle Gedanken in den Hintergrund geschoben und ich versinke im Kissen :3
    Ich hoffe es wird bei dir immer besser :3

  3. Hey, Gerry.
    Ich hab ausnahmsweise echt nicht viel zu sagen. Ich hab damals in der Schule eine sehr schlechte Routine entwickelt grhabt. Morgens aufstehen, so das man gerade nicht den Zug verpasst, dann in die Schule, nach der Schule nachhause und erstmal noch schlafen bis 18 Uhr oder so, dann an den PC, irgendwann einmal pennen gehen und am nächsten Tag total müde aufstehen und vlt die ersten beiden stunden in der Schule noch schlafen.
    Inzwischen besteht meine Routine aus morgens aufstehen (tatsächlich nich nie verschlafen), zur Arbeit fahren, im zug noch bissi dösen, 9-11h Arbeiten, heim fahren und dabei n bissi dösen, etwas essen, duschen und pc starten und dann zwischen 23:30 und 00:30 ins Bett. Ich hab tatsächlich inzwischen einen Schlafrythmus entwickelt der sich auch an freien Tagen durchzieht, ich, der früher bis nachmittags geschlafen hat, kann nur noch bis max 9 Uhr schlafen :0
    Und ich muss sagen, diese Routine hilft mir ungemein, auch wenn ich trd noch an meinen freien Tag gut zweimal am Tag nochmal ein zwei stunden schlafen gehe, was aber eher an Überarbeitung liegt.

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