Irgendjemand hat einmal gesagt, dass sich alle sieben Jahre der Körper (hormonell?) umstellt. Doch wie sieht es mit der emotionalen Ebene aus? Was sind Auslöser für Veränderungen? In diesem Blog möchte ich einmal die letzten sieben und besonders das letzte Jahr Revue passieren lassen.
Spulen wir jedoch erstmal zurück zum Jahr 2011. Nehmen wir auch am besten den gleichen Monat. Juli. Affenhitze. Nicht gut für Gerrys wie mich. Aber gut.
Ich hatte gerade erfolgreich meine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann mit einer Zwei abgeschlossen. Stolz wie Oskar, ging ich kurzzeitig durchs Leben und trat meine aktuelle Stelle als Customer Service Represantive an.
Anfangs wirkte es ziemlich harmonisch und familiär, allerdings hatte ich schon beim Vorstellungsgespräch ein etwas seltsames Gefühl in der Magengegend. Da ich aber aus meiner Ausbildungsstelle asap raus wollte, nachdem meine erste geschlossen wurde, habe ich diesen Job dennoch angenommen.
Ich habe sogar versucht, ein wenig von meinem Stolz und dem kurzzeitigen Selbstbewusstsein mit in die neue, für mich völlig unbekannte, Arbeit zu nehmen. Mein Ehrgeiz und meine Lernfähigkeiten sind bis dahin erhalten geblieben. Sehr lange sogar. Allerdings hatte es sich mit dem Selbstbewusstsein schnell erledigt.
Privat lief mit meinem damaligen Partner nicht alles gut und die Arbeit (Die alte Geschäftsführung) tat ihr übriges.
Das Mobbing, was ich während meiner gesamten Schulzeit erlebt habe und in meiner Ausbildung halbwegs abschütteln konnte, kam wieder. Diesmal jedoch nicht von Kollegen (in der Schulzeit natürlich Schüler), sondern von der Geschäftsführung selbst.
Ich werde nicht genauer auf das Thema eingehen und Details nennen. Doch so viel: Sie hatten das Talent, Mitarbeiter mit Lügen zu füttern und gegeneinander aufzustacheln.
Ihr fragt euch sicher, warum zur Hölle ich da noch arbeite!? Immer mit der Ruhe. Dazu komme ich später.
Es begann bereits nach einem halben Jahr in der Firma eine schwere Zeit gefüllt mit Schlaftabletten und Psychopharmaka. YEAH. Und weiteren Lügen, wie sich später herausstellte. Ich schrieb eine Mail an die Mutterfirma.
Nach einer längeren Auszeit, kehrte ich in das Büro zurück und bekam die Quittung. Von allen Seiten. Deren Sorgfalt im Aufhetzen hätte ich gerne an anderen Stellen gesehen. Trotz persönlichen Gesprächen mit dem Chef wurden Tatsachen falsch wiedergegeben. Auch über die Mail, die scheinbar als eher banal empfunden wurde.
Es ging noch ein halbes Jahr so weiter, mit einigen nicht so schönen Dingen. Nach und nach kamen jedoch Mitarbeiter (nicht alle) zu mir und suchten das Gespräch (Danke Leute!). Es stellte sich heraus, dass hier mit unschönen Mitteln gearbeitet wurde und immer mehr Kollegen regten sich nur noch auf. Und ich glaube, da haben wir einen Punkt erreicht, wo mein Selbstbewusstsein auf natürliche Weise wuchs. Ich hatte die Schnauze voll. Von dem elenden Gemecker und dem Nichtstun. Also hab ich den Kollegen ein Ultimatum gestellt. Entweder wir tun etwas gemeinsam, oder alle hören sofort auf mit ihrem Gejammere. Über den Punkt war ich verständlicherweise hinweg.
Und WTF… Keine sechs Stunden später, habe ich eine Mail verfasst, sie den Kollegen, die involviert waren, gezeigt, daran rumgefeilt und weggeschickt und auf einmal… ging alles ganz schnell.
Sehr kurze Zeit später gab es die Geschäftsführung nicht mehr und mein Stolz in mir wuchs weiter. Ich habe es geschafft eine Veränderung herbeizuführen, die uns allen gutgetan hat. Das folgende Jahr wurde anstrengend, da wir als Team zusammenhalten und viele Entscheidungen gemeinsam treffen mussten. Es fehlte der Geschäftsführer. Doch das sollte sich, zu meinem positiven Erstaunen, ändern.
Ein kurzes Zwischenfazit: Wie man später merken wird, habe ich aus dieser Zeit sehr viel für mich mitgenommen.
Privat fanden einige gravierende Veränderungen statt. Ich beschloss meinen Weg allein weiter zu gehen.
Nach wenigen Monaten zog er aus und unser neuer Geschätsführer begann seine Arbeit bei uns und was soll ich sagen? Eine geilere Sau kann/konnte man als Chef nicht haben. Und das meine ich nicht im Geringsten sexuell. Im Gegenteil. Natürlich war die Schiene neu für ihn und er musste sich auch erst einarbeiten. Aber er war der offenste Mensch, dem ich je in meinem Leben begegnen dürfte. Und das ist er heute noch.
Die nächsten Jahre verlieren mehr oder minder unspektakulär. Da ich sehr lange noch mit mir im Unreinen war, war ich auch oft krank. Ich hab alles mitgenommen, was ich kriegen konnte an Erkältungen, Grippen und noch andere Wehwehchen. Doch auch das half mir zu wachsen.
Ich könnte euch jetzt noch weitere Anekdoten erzählen, aber die sind weitestgehend unspektakulär. Es soll hier um die Entwicklung meiner Person gehen.
Ich bin in den Jahren sehr gewachsen. Doch nicht so stark wie in den letzten 13 Monaten.
Nach einer herben Enttäuschung mit einem Verlag, und dem Bemerken, dass meine Kurzgeschichten zwar emotional, aber nicht gut sind (für meine eigenen Ansprüche), habe ich beschlossen, mein komplettes Schreiben umzukrempeln. Ich habe mit Simon angefangen. Wie ein Wolf der seine Beute verfolgt ohne Unterbrechung, habe ich an diesem Buch geschrieben. Jede freie Minute, die ich erübrigen konnte, habe ich genutzt und in meinen ersten „Roman“ gesteckt. Bereits nach elf Tagen hielt ich das fertige Werk in den Händen. Zumindest in digitaler Form.
Dank meiner wundervollen Lektorin vom Buchstabenpuzzle-Lektorat, war auch das Thema schnell vom Tisch und es stellte sich eine Grundsatzfrage….
„Will ich dieses, doch sehr heikle, Buch unter meinem Namen veröffentlichen?“
Innerlich war meine Antwort ein klipp und klares Ja. Von Außen wurde mir jedoch, von diversen Freunden und Bekannten, geraten, dass ich mir ein Pseudonym zulegen sollte.
Eigentlich kennt ihr die Geschichte schon. Aber ich schneide sie dennoch einmal kurz an.
Ich tat wie geraten und dachte mir (ungewöhnlich schnell) eine Kunstfigur aus. Ein Mensch mit einer Hundemaske der Gerry Maynor heißt. Und bis zu diesem Zeitpunkt, hatte ich keine Ahnung, wie sehr das mich und mein Leben Anfang 2018 durcheinanderwirbeln sollte.
Selbst nach dem Durchlesen der Korrekturen war ich unheimlich stolz auf das, was ich da geschaffen habe. Ich habe einen Roman geschrieben, der alles drin hat, was für mich wichtig war:
– Inhalt, der (schwulen) Männern die Hose dick werden lässt
– Frauen (die so etwas anziehend finden) feucht werden lässt
– Bei Lesern die Gefühle und sogar die Tränensäcke reizt
– Und selbst für mich beim wiederlesen spannend erscheint
Ich habe durch dieses Werk und die ersten Reaktionen darauf, unheimlich viel an Wert gewonnen. Für mich selbst. Und genau hier kommt der schneidende Punkt:
Ich habe mich bis dahin wertlos gefühlt. Ich habe mich selbst so sehr kritisiert, dass ich alles, was ich zuvor verfasst oder gemacht habe, als scheiße empfand. Und ich habe etwas Wichtiges gelernt: Mach, worauf du Bock hast und zieh es durch. Und das tat ich. Ich schreib mein zweites Buch, was in meinen Augen nicht an mein Erstlingsroman heranreicht. Dies liegt jedoch noch auf meiner Festplatte… das liebe Geld. Ihr versteht.
Im November habe ich ein neues Projekt angegriffen, was bis heute, und hoffentlich noch sehr lange, läuft. Streaming. Auch das half meinen Selbstbewusstsein sehr. Am anfang war es sehr schwierig für mich, zu jemanden zu sprechen, den ich nicht sehen oder hören kann. Ein Glück existieren davon keine VODs mehr *Schweiß von der Stirn wisch*.
Doch dank meiner inzwischen besseren Hälfte, die es schon immer war und selbst wenn wir uns trennen immer bleiben wird (Ich liebe Dich Paddy. Als Kumpel, Freund, Partner und Seelengefährte und das wird sich nie ändern), wurde ich immer lockerer und ich sammelte meine ersten Follower, die ich alle nicht mehr missen möchte.
Auch sie gaben mir das Gefühl, dass ich ein toller Mensch bin. Und sie geben es mir immer noch. Mit jedem Stream, in welchem auch nur einer von ihnen dabei ist und sich mit mir unterhält, weiß ich, dass ich was Gutes mache.
Kommen wir nun endlich zum eigentlichen Punkt dieses Blogs.
Ein wenig später, wurde mir die Hundemaske zum (positiven) Verhängnis. Wie? Das könnt ihr hier nachlesen (jaja ich weiß. Der Blog ist zwei mal verlinkt. Aber seht es mal so: Er ist wichtig!).
Und inzwischen reicht es, wenn ich nur ein Accessoire, Shirt oder bestimmte Schuhe trage, um das Gefühl von Gerry zu aktivieren. Stolz, Mut, Selbstsicherheit. Gerry zu sein bereichert mein Leben dauerhaft. Und das ist etwas, was nicht erwartet habe.
Und nun kommen wir zum gesellschaftlichen Fakt, der uns daran hindert wir zu sein. Es gibt Tage, da möchte ich partout nicht Gerry sein. Ich will einfach Stefan sein und vor mich dahinvegetieren. Aber dann … gibt es die gegenteiligen Tage. Ich möchte mir einer meiner Masken überziehen und einfach den ganzen Tag Gerry sein.
So möchte ich überall durch die Straßen oder einkaufen gehen. Ich habe das Bedürfnis danach. Ein sehr Großes sogar. Doch das geht nicht.
Die Gesellschaft würde mich ausstoßen. Mich entweder nicht mehr beachten oder auf mich los gehen. Was der Mensch nicht kennt, ist unheimlich. Und die die es kennen, sehen es nur als sexuellen Kick. Das ist scheiße, aber so schnell nicht zu ändern.
Ich habe meine Entwicklung nun eine Woche lang für mich überdacht. Und dabei festgestellt, dass ich wirklich lange gebraucht habe, selbstbewusst zu sein. Auch mal körperlich aktiver zu werden (und nein, ich mache immer noch keinen Sport, höhö).
Aktuell kann ich behaupten, auch wenn es kein länger anhaltendes, jedoch immer wiederkehrendes Gefühl ist, dass ich mein Leben liebe. Und ich weiß, dass ich dank meines Lebensgefährten und meines wundervollen Packs, nicht aufhören werde, mich zu entwickeln.
Es stehen kleine und ein Großer Plan auf meiner Liste, die mein Leben noch einmal kräftig durcheinanderbringen könnten. Sowohl im negativen, als auch im positiven Sinne. Doch inzwischen habe ich genug Mut und Gefährten, die mich auf diesen Wegen begleiten.
Ich bin weit über mich hinaus gewachsen und diesen Stolz kann mir keiner nehmen. Und ich wünschte, dass dieses Gefühl alle Menschen haben können. Aber dazu muss jeder anfangen, an und mit sich selbst zu arbeiten.
Inzwischen versuche ich für meine Freunde (besonders Paddy, M und meinem Rudel) immer da zu sein und ihnen zu helfen, das Gefühl mitzuentwickeln. Besonders beim hübschen F versuche ich aktiv Einfluss auf sein Leben zu nehmen, damit er glücklich ist. So wie ich auch Einfluss nehme, auf das Leben von Paddy.
Ich möchte mein Glück mit euch teilen und auch wenn ich überwiegend grummelig wirke, bin ich weitestgehend glücklich. Und das werde ich mit so vielen von euch in meinen Büchern, Blogs und Streams teilen.
Du hast was im Kopf? Dann setze es um und achte nicht nur auf Konsequenzen. DU musst glücklich sein. DU musst das was du tust mögen! Also TU WAS DU WILLST! (Natürlich im Rahmen aller Gesetze :P )
Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt.
Euer Stefan ‚Gerry‘
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